Der Schlaf ist nicht der kleine Bruder des Todes.
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 2. November 2014
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Der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, der nie Hemmungen hatte, sich auch an die bis dahin ganz im Dunkeln liegenden Geheimnisse der Natur heran zu wagen, hat sich auch mit dem Phänomen des Schlafs befasst. In seiner „Geheimwissenschaft” kommt er so zu erstaunlichen Erkenntnissen:
„Soll … (der) traumlose Schlaf eintreten, so muss der Astralleib vom Ätherleib und vom physischen Leib herausgezogen sein. (…) Auch der Tod tritt durch nichts anderes ein als durch eine Änderung im Zusammenhange der Glieder des Menschenwesens. (…) Während sich beim Übergang in den Schlaf der Astralleib nur aus einer Verbindung mit dem Ätherleib und dem physischen Leib löst, die letzteren jedoch verbunden bleiben, tritt mit dem Tode die Abtrennung des physischen Leibes vom Ätherleib ein. Der physische Leib bleibt seinen eigenen Kräften überlassen und muss deshalb als Leichnam zerfallen.”
Die Sätze sind schwer zu verstehen, solange nicht klar ist, üm welche Formen der Leiblichkeit es überhaupt geht. Auch wenn Steiners Lehren nur esoterisch, also in kleinem Kreis von Anhängern, Resonanz gefunden haben, ist das Wissen um seine Ausgangspunkte fr die Allgemeinheit wichtig, weil Steiner einer der Väter der alternativen Sichtweisen auf das leben ist.
Physischer Leib ist all das am Menschen, das greif- und messbar ist, also insbesondere seine Billionen Zellen und das Bindegewebe – einschließlich der Zellen des Gehirns, wo der Sitz unseres Bewusstseins ist.
Ätherleib.Er ist das unterste „Wesensglied“ des Menschen. Er verfügt über Bildekräfte, die den physischen Leib bilden und erhalten, dessen formbildenden physischen Kräfte ihn aber auch in dessen Form halten, ohne dass der Ätherleib selbst eine räumliche Gestalt hätte. Ohne den Ätherleib verfällt der physische Leib, wie das im Tod sichtbar wird, wo der Ätherleib und alle Wesensglieder, die aus ihm erwachsen sind, den physischen Krper endgültig verlassen. In den ersten Lebenjahren ist nach Steiner der Ätherleib beschäftigt mit der Bildung des physischen Leibs, wobei er seine Kräfte wesentlich aus der umgebenden Äthersphäre schöpft. Erst ab dem 7. Lebensjahr (mit den 2. Zähnen) sind physischer und Ätherleib vollständig ausgebildet. Der so stabilisierte Ätherleib hat nun Ätherkräfte frei für die seelische Bildung, er ist schulreif. Im Ätherleib werden ab dann das Gedächtnis und daneben auch die individuellen Verhaltensweisen einschließlich des Tempetaments des Menschen ausgebildet.
Astralleib. Der Astral- oder Seelenleib ist ab dem 14. Lebenjahr aus dem Ätherleib heraus voll entwickelt und hat die eigenständige Fähigkeit zum intellektuellen Denken.
Können Sie dem folgen? Durch die Neurowissenschaften, die Endokrinologie und viele weitere Forschungen ist das alles widerlegt. Allerdings haben die Wissenschaften kein Gegenmodell zu bieten, das das Wesen von Leben und Tod ebenso umfassend beschreibt. Es ist eben eine grundsätzliche Frage, ob man dann, wenn man nichts Konkretes weiß, sich mit dem begnügt, was sicher ist und sich im Übrigen vom Prinzip der Plausbilität leiten lässt.
Die Frage, ob nach dem Tode die Seele oder der Astral- oder Ätherleib zurückbleiben und irgendwo in Zeit und Raum oder sonstwo herumgeistern, braucht uns, solange wir nicht mehr Konkretes über diese Zusammenhänge wissen, nicht zu interessieren, weil sie ja auch nicht den geringsten Einfluss auf unser Leben haben muss.
Was immer den Tod kennzeichnen mag, ist der Schlaf jedenfalls mit ihm in keiner Weise verwandt. Der Schlaf ist wie das Wachsein Teil des Lebens.
Der Schlaf ist vielmehr nur die Phase im Leben, in der das Bewusstsein stark eingeschränkt und im Tiefschlaf auch fast ganz abgemeldet ist, während der ganze Körper weiterhin voll in Funktion ist. Manche Leistungen wie der starke Einsatz der Muskeln sind zwar zurückgefahren, der Körper ruht eben nur so wie ein Auto mit leer laufendem Motor oder ein Fernseher oder Computer im Bereitschaftsmodus voll funktionsfähig sind. In unserer Schaltzentrale, dem Gehirn, ändern sich zwar die Schwerpunkte der Aktivitäten. Viele wichtige Aufgaben wie die Speicherung von Informationen im Langzeitgedächtnis finden fast nur im Schlaf statt.
Dass das Bewusstsein im Schlaf nicht ganz abschlatet, ist am besten zu erkennen am Phänomne der Klarträume, den sog. luziden Träumen. Die Träume sind ohnehin meist voller bunter lebendiger Aktion. In den Klarträumen weiß der Träumer sogar im Traum, dass er träumt . Oft kann ein Mensch auch im wachen Zustand darüber berichten.
Uns vorwiegend aus dem bewussten Leebn heraus erklären zu wollen, ist falsch.Mehr noch als beim Eisberg, wei dem nur 1/7 oder 1/8 seiner Masse über den Meeresspiegel herausragt, ist das Bewusstsein wahrnehmbar. Auch tagsüber ist es nämlich nicht voll eingeschaltet. Wie Forscher berichten, werden auch im Wachzustand 99 % der Gehirnaktivität nicht vom Bewusstsein wahrgenommen. Unsere verstandesgemäßen Fähigkeiten und die Bedeutung der bewussten Kontrolle unseres Verhaltens werden von den meisten Menschen ständig maßlos überschätzt. Unser Unbewusstes verwaltet unsere Emotionen. Es lässt sich nur ungern von rationalen Elementen von seinen Wünschen abbringen. Im Zweifel eben sorgt es dafür, dass wir unvernünftige Wege „rationalisieren.“ Die mit dem Bewusstsein gegebene Selbstreflexion des Menschen ist die große Besonderheit in der Natur, die allerdings in Ansätzen auch bei einigen Tierarten zu finden ist. Sie ist aber eine besondere Fähigkeit des lebenden Subjekts. Mit dem Tod, der in eine ganz andere Denkategorie gehört, ist all das auch nicht auf die entfernteste Weise verwandt.